Auszug/Kapitel aus dem Buch “Spielend zum Ziel” (SZZ).
„Dummes Zeug kann man viel reden, kann es auch schreiben, wird weder Leib noch Seele töten, es wird alles beim Alten bleiben. Dummes aber, vors Auge gestellt, hat ein magisches Recht: Weil es die Sinne gefesselt hält, bleibt der Geist ein Knecht.“
Johann Wolfgang von Goethe
Seiteninhalte
Jäger und Sammler
Wir leben heute in einer Welt, in der das Jahrtausende praktizierte Jagen und Sammeln mit den grundlegenden Zielen ausgestorben ist. Die Zielsetzungen waren noch vor ein paar hundert Jahren banal und unverändert: „Als menschliches Wesen überleben“. Die Werkzeuge – Instinkt, Kenntnisse über Naturgesetze, Jagdwerkzeuge und täglicher Erfindungsgeist – reichten fast immer aus, um all die Dinge zu tun, die persönlich wichtig waren; für sich selbst und der Gruppe oder Sippe (Gemeinschaft), der man angehörte. Der Mensch hatte sich auf das konzentriert, was nötig und wichtig war, um möglichst gut und lange zu überleben.
Im Laufe der Jahrtausende und vor allem der letzten Jahrhunderte haben sich diese Überlebensprinzipien verändert und es kamen „Erlebensprinzipien“ dazu. Die Anforderungen an uns sind gewachsen und werden nicht mehr von der Natur vorgegeben, sondern müssen in mühsamen Prozessen gelernt werden. Besonders seit der Industrialisierung ist der Fortschritt der Veränderungen immer schneller geworden. Die evolutionären Prozesse bewegen sich in rasender Geschwindigkeit, da die Zyklen der Erneuerungen immer kürzer werden. Man könnte auch sagen, dass die Taktfrequenz der Errungenschaften und den zu erlernenden Fähigkeiten ständig zunimmt. Das Wissen, welches man benötigt, um Lebensqualität zu besitzen, wird bald schon innerhalb einer Generation mehrfach erneuert. Ein lebenslanges Lernen ist somit zur Pflicht geworden. Einige Menschen fühlen sich dadurch gehetzt und getrieben, was Stress und Krankheiten verursachen kann, wenn man nicht bewusst mit diesem Fortschritt umgeht und mit der Evolution Schritt halten kann.
Da Fortschritt nicht gleichbedeutend ist mit „wir bewegen uns zielstrebig dahin wohin wir wollen“, bekommen wir im Laufe der Zeit einige Probleme. Diese Probleme werden zunächst unsichtbar und dann schemenhaft immer größer, obwohl angeblich alles perfekt organisiert ist.
Die selbst ernannten Götter
In jeder Kultur oder Zivilisation hat es entweder einen Gott oder gleich mehrere Götter gegeben. Auch die Götter haben sich in ihrer Wesensart verändert und sich den Lebensgewohnheiten der jeweiligen Zeit angepasst.
Im dritten Jahrtausend angekommen ist die Welt, in der wir leben, als globales Etwas sehr gut wahrzunehmen, in welcher eine Art von demokratischem Rechtsstaat gepriesen wird. Die Machthaber der Staaten, die Kontrolle auf den gesamten Planeten ausüben, haben sich selbst zu Göttern erklärt und etablierten vor allem in den letzten 60 Jahren stapelweise Gesetze, die für Recht und Ordnung sorgen sollen. Die Motive sind ehrbar, das Resultat ist aber eher bescheiden. Genau betrachtet, scheint es ein Kompromiss zu sein, der zunächst akzeptiert und nun sogar verfassungsrechtlich verteidigt wird.
Das Ergebnis:
Wir konzentrieren uns heute auf Dinge, die wir nicht tun sollen oder dürfen, statt uns stärker mit denen von Natur aus funktionierenden Dingen zu beschäftigen. Wir werden von Kindesbeinen an so erzogen und der Rechtsstaat tut das Übrige. Regeln, die uns Handlungen verbieten oder aufzwingen, bestimmen derart den Alltag, dass wir oft damit beschäftigt sind „Obacht“ zu geben.
Alles ist angeblich nur in dem Maße gut, wie es geregelt und perfekt inszeniert ist. Obendrein sind wir gegen fast alles versichert; zum Teil ist das sogar gesetzlich vorgeschrieben. Für Dinge, die wir innerhalb dieses Systems tun dürfen, benötigen wir Spezialisten, denen wir im Laufe der Zeit eine Menge Geld bezahlen müssen. Institutionell anerkannte und organisierte Berater* sowie Mediziner und rechtsstaatliche Aufpasser seien hier genannt.
* Berater: Setzen Sie in diesem Zusammenhang einfach vor das Wort „Berater“ eines, das Ihnen bekannt ist, wie zum Beispiel: Steuer-, Rechts-, Unternehmens-, Energie-, usw. – aber in diesem Zusammenhang bitte nur solche, die ein staatlich akzeptiertes Diplom benötigen.
Ja, das hört sich nach sehr pauschalen Aussagen an. Betrachtet man die Sache aber eine Zeit lang mit einem gewissen Abstand, können wir feststellen, dass es für die meisten Menschen genau so ist.
Nicht ablenken lassen!
Wer sich mehr als 20% seiner Zeit mit den beherrschenden Themen der oben genannten „Fachleute“ umgibt, bzw. diese Menge an Zeit für deren Gedankengut aufbringt, verschwendet, in Bezug auf persönliche Zielsetzungen, mehr als die Hälfte seines Lebens.
Reduzieren Sie also zunächst Ihre Aufmerksamkeit auf diese Botschaften und überprüfen Sie die gepriesenen Weisheiten mit Ihrem eigenen Instinkt und Ihrem angeborenen gesunden Menschenverstand!
Es ist nicht meine Absicht hier etwas unnötig in Szene zu setzen, möchte aber auf sichtbare Realitäten hinweisen, die jedem auffallen werden, der das Ganze ehrlich, offen, reflektierend und genau beobachtet. Dieses System von Institutionen und Fachleuten ist von Menschen geschaffen worden, die in den meisten Fällen gutartige Absichten hegten. Man wollte mit diesen anfänglich menschenwürdigen Kontrollsystemen beispielsweise die Machtergreifung von Diktatoren und Kriegstreibern verhindern, was scheinbar gelungen ist.
Obwohl die Rechte von Individuen geschützt werden sollten, gibt es den gravierenden Fehler im System, dass Individualität und Kreativität unzureichend gefördert werden. In vielen Bereichen – vor allem in der Bildung – wird diese besondere Form der individuellen Lebensentfaltung behindert oder sogar verhindert. Um kreativ und intuitiv zu agieren brauchen wir Systeme, die auf einer Basis von Selbstbestimmung, gepaart mit menschenfreundlichen Glaubenssätzen bzw. Wertesystemen funktionieren.
Der zuvor erwähnte Zeitverlust ist schon schlimm genug, aber es gibt etwas viel Schlimmeres, was dieses reglementierende Gedankengut erschafft: „Verwirrung“. Und eine zunehmend subtile Form des Nichtwissens, welches wir im Kontext der persönlichen Integrität auch Falschwissen nennen können (siehe Kapitel „Wissen und Wahrheit“).
Da sich hinter jedem Problem eine Lösung verbirgt und das Schaffen von Lösungen immer gute Chancen für persönliches und kollektives Wachstum bedeutet, hat das ganze natürlich auch gute Seiten. Denn wer jetzt erkennt, dass wir auf eine konstruierte Weise schwer beschäftigt werden, und darauf hin beschließt, nicht in diese „Falle“ zu gehen, der ist den meisten anderen Menschen um Nasenlängen voraus. Das bedeutet, dass er auf der einen Seite mehr Freiheiten für eigene Wünsche besitzt, aber auf der anderen Seite in gleicher Weise mehr Verantwortung für gesellschaftspolitische oder zwischenmenschliche Veränderungsprozesse hat.
Meine Beobachtungen und eigenen Erfahrungen über die Irreführungen der oben beschriebenen Fakultäten und die daraus resultierenden Daten und Erkenntnisse gaben mir das Motiv, dieses Buch zu schreiben (Anm.: die wesentlichen Inhalte entstanden zwischen 2000 und 2002; erschienen ist die 1. Auflage 2003.) und intuitiv auch für meine weitere berufliche Tätigkeit als Coach.
Nicht in die Falle tappen
Lassen Sie uns die Situation näher beleuchten, denn es ist von großer Bedeutung, wenn wir unsere eigenen Ziele erreichen wollen.
Jeder Mensch lebt, denkt, fühlt und interagiert in mehreren Lebensbereichen, die wir auch Daseinsformen oder Lebens-Szenerien nennen können:
Körperliche Ziele
• langes Leben (Mensch sein)
• Gesundheit (Vitalität)
• Fortpflanzung (Familie)
Geistige Ziele
• Forschen & Erschaffen (Kunst)
• Wissen (Weisheit, Wahrheit)
• Glück (Lebensfreude)
Innerhalb dieser Lebens-Szenerien besitzen wir unbewusste oder bewusste Ziele. Auf jeden Fall sind es unsere eigenen Ziele, die wir selbst aufstellen und jederzeit verändern können. Jedes dieser Ziele hat ein gewünschtes Ergebnis zur Folge, das mehr oder weniger erreicht wird. Daraus lässt sich ableiten, dass persönlicher Erfolg grundsätzlich als abgeschlossener Ziele-Erreichungs-Prozess definiert werden kann. Ihr ganzes Leben sind Sie damit beschäftigt kleine und große Ziele zu erreichen. Die Frage, die sich nun jeder stellen sollte, ist: „Wessen Ziele habe ich bisher erreicht?“
Haben Sie schon einmal eine längst überfällige Steuererklärung beim Finanzamt eingereicht? – Kennen Sie das Gefühl, befreit zu sein? – Sie haben ein Ziel erreicht! Frage: War das Ihr persönliches Ziel? Antwort: Nein, natürlich nicht!
Allein an diesem Beispiel sehen wir, wie die Falle aufgebaut ist. Sie erledigen sehr oft Dinge, die Ihnen als wichtig erscheinen, jedoch von außen diktiert werden. Vieles von dem, was Sie tun oder was Sie erreichen, resultiert nicht aus Ihren persönlichen Zielen. Selbstverständlich müssen oder sollten Sie das trotzdem tun. Jedoch mit einer anderen Gewichtung und Geisteshaltung – sozusagen zum Selbstschutz oder auch zur Aufrechterhaltung Ihrer Selbstachtung. Meinen Schülern eines speziellen Trainings für das Selbstmanagement sage ich sogar:
„Tun Sie diese Dinge als erstes, erledigen Sie banale oder lästige Vorgänge immer sofort, noch bevor Sie dringend werden und dann mit den tatsächlich wichtigen Dingen verwechselt werden.“
Wirklich wichtige Dinge sind solche, die unsere persönlichen Ziele aller unserer Lebens-Szenerien kennzeichnen und unterstützen.
Die eigenen Ziele schriftlich verfassen
Im alten Rom gab es ein wunderbares Ritual: Jedes Mal, wenn der Rat getagt hatte, wurde nach einer Entscheidung oder Beschlussfassung der Schlusssatz gesprochen: „So soll man es schreiben, so wird es geschehen – denn was nicht geschrieben, das ist nicht wahr.“ Das hatte leichte magische und mystische Züge, aber es funktionierte, eine lange Zeit, bis dieses Ritual in Vergessenheit geriet.
Es ist oft ein kleines Kunstwerk seine eigenen Absichten und Entscheidungen zu definieren, eigene Beschlüsse zu fassen und vor allem als Ziele wohl formuliert niederzuschreiben. Und genau als ein solches – ein Kunstwerk sollten Sie es ansehen. Ihr Kunstwerk.
Um den permanenten Einflüssen von anderen zu entfliehen, ist es aber nicht ratsam, diese zu ignorieren – sondern sie in die richtige Schublade zu tun. Die oberste Lade, also am wenigsten entfernte, ist für Ihre eigenen individuellen, wenn auch verrückten Ideen und Projekte reserviert, also Ihre persönlichen Ziele.
Wie definieren und formulieren wir nun „persönliche Ziele“? Lesen Sie hierzu das nächste Kapitel!
Letzte Bearbeitung dieser Seite am 16. März 2021