Auszug/Kapitel aus dem Buch „Spielend zum Ziel“ (SZZ).
„In den Zeiten außergewöhnlichen Wandels ist es nicht so schlimm, wenn wir daran scheitern, alles zu verwirklichen, was uns in den Sinn kommt – schlimmer ist es, wenn uns nicht alles in den Sinn kommt, was wir verwirklichen könnten.“
Dee Hock (Gründer und ehemaliger Chef von VISA international)
„Wenn du keine Fehler machen willst, dann tue lieber nichts, denn wer nichts macht, macht auch keine Fehler“ – haben Sie das oder etwas Ähnliches schon mal gehört? Sicher lacht fast jeder über derartige Sprüche, aber man sollte sich mal fragen, warum sie eine offensichtliche Daseinsberechtigung haben.
Ich mag diese destruktiven Sprüche nicht, da sie die Wahrheit verdecken. Es wird uns somit suggeriert, dass Fehler etwas Schlechtes sind – und das ist nicht wahr.
Fortschritt und Wandel heißt Fehler machen
Bis vor Beginn des Informationszeitalters (Telekommunikation, Handy, Internet, etc.) gab es keine großen Veränderungen. Die Dinge wurden immer so gemacht, wie es schon die Vorfahren taten. Es gab also keine große Notwendigkeit für Wandel – und deswegen auch sehr wenig Nötigung zum Begehen von Fehlern. Heute ist fast jedes größere Vorhaben anders zu planen, da „Rationalisierung“ das große Schlagwort ist. Leider werden dadurch auch viele funktionierende Dinge wegrationalisiert und das Entstehen von Fehlern ist vorprogrammiert.
Wenn es uns also nicht gelingt, Fehler zu akzeptieren – oder besser zu respektieren, dann wird es auch keinen Wandel geben.
Der Vorteil von Fehlern
Fehler sind etwas Positives, wenn man richtig mit ihnen umgeht.
Jeder Mensch, der sich weiterentwickelt, tut dies hauptsächlich durch Fehler, die er selbst begeht oder die andere vor ihm begangen haben und ihm vorbildlich bekannt sind.
Fehler sind da, um etwas zu lernen, um die Naturgesetze zu erforschen und dann feste Regeln aufzustellen, nach dessen Verankerung Fehler in diesem Bereich natürlich nicht mehr erwünscht sind.
Interessant ist, dass jeder erfolgreiche Mensch eine Lebensgeschichte hat, die aus sehr vielen Fehlern oder gar extremen Tiefschlägen besteht. Manche von Ihnen haben die reinsten Horrorgeschichten zu erzählen, was sie jedoch teilweise mit Stolz tun; sie habe es ja bravourös überlebt. Diese Menschen stehen über ihren Fehlern, indem sie sie korrigierten und dadurch noch stabiler erfolgreich wurden.
Wer Angst vor Fehlern hat, der hat diese Tatsache nicht verstanden und ist somit gelähmt, d.h. darin behindert, neue oder große Dinge zu tun, die ihn zum Wachstum und zum persönlichen Fortschritt führen.
Als Kind sind wir da noch sehr unbekümmert, zum Beispiel beim Laufen lernen, Sprechen lernen, Fahrrad fahren lernen, usw. Dieses unbeschwerte „Lernen durch Fehler machen“ praktizieren wir so lange, bis uns Fehler von außen nicht mehr gegönnt oder als unverzeihlich dargestellt werden.
Da wir als junger Mensch mit so einigen merkwürdigen dogmatischen Dingen übereinstimmen (müssen), akzeptieren wir die Tatsache, dass durch das „Fehlen von Fehlern“ Perfektion erreicht wird. Perfektion ist allseits beliebt und gilt als kompetentes Auftreten. Wir sollten uns aber lieber mit dem Gedanken anfreunden, dass Kompetenz nur durch Erfahrungen in der Praxis und das damit einhergehende Akzeptieren von Fehlern erworben wird. Sehen Sie, wo hier der Fehler im System ist? Der ein oder andere Fehler wird zwar erkannt, jedoch nicht akzeptiert und deswegen einfach unter den Teppich gekehrt. Man sollte einen Sport daraus machen, in einem Projekt Fehler bewusst mit einzubauen, mit dem Hinweis an alle Beteiligten, dass jeder mindestens drei grobe Fehler machen muss. Thomas J. Watson hat einmal gesagt: „Wer in meiner Firma vorankommen will, muss die Anzahl seiner Fehler verdoppeln“.
Einige weitere große Leute haben ebenso schöne Sprüche zum Thema „Fehler“ verfasst, hier ein kleiner Auszug:
„Eine Fehlentscheidung auf Anhieb, spart immerhin Zeit.“
Helmut Nahr; deutscher Mathematiker und Wissenschaftler, geb. 1931
„Man nimmt dem Menschen das Beste, wenn man ihn von seinen Fehlern trennen will.“
Karl Heinrich Waggerl; österreichischer Schriftsteller, 1897-1973
„Mit all der Mühe, mit der wir manche unserer Fehler verbergen, könnten wir sie uns leicht abgewöhnen.“
Michelangelo Antonioni; italienischer Filmregisseur, geb. 1912
„Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst frühzeitig zu machen.“
Sir Winston Churchill; britischer Politiker, 1874-1965
„Ein Fehler, den man mit einem anderen Menschen teilt, verbindet tiefer als ein gemeinsamer Vorzug.“
Hermann Bahrl; österreichischer Schriftsteller, 1893-1934
Niederschläge
Einige heute erfolgreiche Menschen haben schwerwiegende Fehler in ihrem Leben begangen, die manche sogar die Existenz gekostet hat. Entscheidend ist, dass man in dem Moment, in dem man am Boden liegt, seine eigentlichen Ziele erkennt, anvisiert, visualisiert und sich damit wieder aufrichtet. Auch wenn am Anfang erst mal kräftig Müll weggeräumt werden muss, werden wir gleichzeitig – und mit zunehmender Zeitinvestition und wachsendem Tatendrang – konsequent und aktiv an die Zielerreichung herangehen.
Es gibt tausende solcher „Wiederauferstehungen“, die nur gelingen, wenn man ein Ziel hat und den Keim der „festen Absicht“ hegt und pflegt. Diese völligen Niederschläge haben etwas Reinigendes: Im Kreis der Freunde und Verbündete wird die Spreu vom Weizen getrennt.
Fehler oder falsche Entscheidungen sind demnach etwas Positives, wenn man anschließend richtig mit ihnen umgeht und sich immer wieder seiner selbst sowie seiner Bestimmung besinnt.
Weitestgehend aus der mangelhaften Bereitschaft, eigene Fehler zu akzeptieren und daraus zu lernen, sie also mit einzukalkulieren und somit berechenbar zu machen, bekommen wir im Laufe der Zeit Probleme.
Letzte Bearbeitung dieser Seite am 18. März 2022