(Abschnitt im Kapitel Was sind Werte?)
Wenn Menschen davon sprechen, was ihnen besonders wichtig ist, gilt es zu unterscheiden, welcher der beiden folgenden Gründe für die jeweilige Wahl des Wertes ausschlaggebend ist. Ein Wert kann für eine Person wichtig sein, um
- diesen selbst zu leben und somit zu „spenden“ (innere Motivation nach außen gerichtet),
- oder um diesen einzufordern, ohne sich selbst dazu zu verpflichten (erwartete oder verlangte externe „Gabe“ bzw. Motivation).
Der oben aufgeführte zweite Grund ist oft Verursacher von Konflikten in der Kommunikation, besonders dann, wenn dies unbewusst abläuft. So kann das bei der einfordernden Person selbst ein latentes Gefühl von Unzufriedenheit auslösen, ohne sich dessen Ursache konkret bewusst zu sein. In der Psychotherapie (siehe auch Kapitel „Wer leistet professionelle Wertearbeit“ im DgBdW im Abschnitt Psychologie) sollte diese Einordnung daher berücksichtigt werden.
Ein interessantes Phänomen ist, dass es Menschen gibt, die bestimmte Werte einfordern, diese aber selbst nicht „leben“. Insbesondere in der Interaktion von Hierarchie-Ebenen kann dies beobachtet werden: z. B. „Erwachsener/Kind“, „Vorgesetzter/Untergebener“, „Staatsorgan/Bürger“, „Lehrer/Schüler“, „Theologe/Gläubiger“. Dieses fordernde und auch teilweise „fingerzeigende“ Verhalten ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, die eigenen Unzulänglichkeiten und Mängel zu vertuschen.
Im Idealfall sind die beiden Motive „Vorleben/Spenden“ und „Verlangen/Erwarten“ ausgewogen vorhanden, wobei das erste als Auslöser mit gutem Beispiel (Vorbilder) vorausgehen sollte.
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Letzte textliche Bearbeitung: 05. Februar 2021
Letzte Bearbeitung dieser Seite am 8. Oktober 2021