Und warum es wichtig ist, die Herkunft eines Begriffs zu kennen.
Es gibt immer mehr Menschen, die sich als Coach bezeichnen oder in diesem Bereich arbeiten wollen. Eine Tatsache, die wohl dem Zeitgeist geschuldet ist. Bei der allgemeinen Orientierungslosigkeit, dem Veränderungsdruck und latenter Unzufriedenheit kommen grundlegende Fragen auf:
Wie kann ich besser vorankommen? Was ist der Sinn des Lebens? Warum macht mir meine Arbeit keinen Spaß? Mache ich überhaupt das Richtige? Warum klappt nicht alles so, wie ich das gerne möchte? Wie kann ich glücklich werden? Womit kann ich meine Mitarbeiter motivieren? Wie finde ich den richtigen Partner? Wo ist die Freude in meinem Leben geblieben? Und so weiter.
In jedem Coaching spielt das Wording eine wichtige Rolle. Ein guter Coach weiß, dass Worte bewegen, manipulieren und stimulieren. Deswegen wird beim Coaching der ein oder andere wichtige Begriff zerlegt und seine Herkunft, Definition, Bedeutung(en) und insbesondere die Implikationen betrachtet. Definierte Worte schaffen oft mehr Klarheit und Besonnenheit als ausgeklügelte Methoden, die im Dunst der Undefiniertheiten eher Symptome beschreiben als Grundlegendes zu entdecken: die Bausteine mit denen verbale Kommunikation erbaut wird.
So ist es erstaunlich, dass auch altgediente Coaches nicht wissen, woher der Begriff „Coach“ stammt. Zumal ein Coach doch wissen sollte, dass die Herkunft eines kontextuell wichtigen Wortes genau so bedeutsam ist, wie seine heutige Definition und Verwendung.
Bereits vor 27 Jahren machte ich mich auf die Suche und entdeckte interessantes. Mir wurde klar, wie Coaching funktionieren sollte, und tat es meinen Lehrmeistern – den Begründern des modernen wirksamen Coachings – gleich.
Da ich damals dachte, dass das jeder andere Coach auch weiß, habe ich nicht weiter darüber gesprochen. Erst als ich begann Coaches auszubilden und gestandene Coaches weiterbildete wurde mir klar, dass niemand (in Zahlen: 0) diese Frage annähern beantworten konnte.
Auch heute noch weiß kaum jemand, dass das Wort Coach
- aus Ungarn stammt,
- eine phonetische Wortschöpfung ist,
- ein „Gefährt“ beschreibt – und
- eigentlich weiblich (ein sprachwissenschaftliches Femininum) ist.
Somit ist das gegenderte Wort „Coachin“ im eigentlichen Sinne falsch, da es „die Coach“ heißen müsste. Warum ist das so? Weil der Begriff über das Englische ins Deutsche übertragen wurde und man wohl annahm, wenn bevorzugt Männer als Coach arbeiten (ursprünglich im Sport) es wohl ein Maskulinum wäre. Da alle damit übereinstimmten – inklusive der Duden – wurde dieser Irrtum bis heute manifestiert.
Und: Worte sind/werden beispielsweise mit Bildern, Gefühlen und sogar Wertschöpfungsaspekte verknüpft. Deshalb kann die eigentliche, ursprüngliche Definition ein weiteres Bild erzeugen, das eingängiger (und oft stimmiger) ist als worthülsige Fachtermini. Wir begreifen (dafür wurden Begriffe erfunden) erst dann, wenn alle Worte präzise und sauber kodifiziert sind.
So bedeutet Coach ursprünglich „Kutsche“. Im methodischen Sinne ein bequemes Gefährt, das mit Sicherheit mehr Freiheit, Weitblick und Geschwindigkeit ermöglicht.
Übrigens und quergedacht: Fahrzeug könnte auch Führungszeug heißen, denn Führen stammt etymologisch aus Fahren.
Wer als Coach unterwegs ist, sollte demnach weitläufig erfahren sein. 🙂
Herzlichst
Frank
Unser aktueller Post bei Instagram: “Woher kommt eigentlich der Begriff Coaching?”
Letzte Bearbeitung dieser Seite am 17. März 2022